Oldřichov na Hranicích, 2019
„Unsere Häuser hier auf dem Hügel haben Risse“
Nur anderthalb Kilometer trennen das kleine sudetendeutsche Dorf Oldřichov na Hranicích vom heutigen Bergbauzentrum. Es ist die Hälfte des ursprünglichen deutschen Dorfes Ullersdorf, das im Zuge der Nachkriegsneuordnung über das Bachbett hinweg in das polnische Kopaczów und das tschechische Oldřichov na Hranicích (Böhmisch Ullersdorf) geteilt wurde.
So unsensibel, wie sich die Politik einst in Ullersdorf eingemischt hat, wirkt sich das expandierende Bergwerk heute auf das Leben der Einwohner aus. Während die Nachbardörfer vor allem von Lichtsmog, Lärm, Staub und Grundwasserverlust betroffen sind, haben die Bewohner der Häuser in Sichtweite des Grubengeländes mit Rissen im Mauerwerk ihrer Gebäude zu kämpfen.
Auch das Haus der örtlichen Landwirtin Petra Vávro, die gemeinsam mit ihren Nachbarn das Problem auf die Aktivitäten des Bergwerks zurückführt, ist im Begriff auseinander zu brechen. Sie kann sich nicht erklären, warum ihr jahrhundertealtes Haus, das noch nie einen Riss hatte, plötzlich anfängt zu bröckeln.
Als Halterin einer großen Herde von Ziegen, Schafen und Geflügel macht ihr auch das Verschwinden des Wassers zu schaffen. Bis vor fünf Jahren gingen ihre Tiere zum Trinken in die zahlreichen Tümpel (auf dem Foto steht Petra an der Stelle eines dieser Tümpel) und verschlungenen Bäche der Gegend. Heute ist die trockene Landschaft um Oldřichov stattdessen nur noch von zahlreichen Sondierungsbohrungen gesäumt, die den Verlust des Grundwassers überwachen.