Am Rande des Lausitzer und Isergebirges verschwindet das Grundwasser unwiderruflich.
Aufgrund seiner Größe und Tiefe wird es von der polnischen Braunkohlegrube Turów abgesaugt. Diese Website beschreibt die Bemühungen der betroffenen Bewohner des tschechisch-deutsch-polnischen Dreiländerecks, die Aktivitäten des Bergwerks schnell einzudämmen.
Wir widmen es allen aktiven Menschen, die bereit sind, sich für den Umweltschutz einzusetzen.
3 km von der Verzweiflung entfernt: Die Geschichte einer Nachbarschaft
Wenn man im Zittauer Becken im tschechisch-polnisch-deutschen Dreiländereck spazieren geht, ist ständig ein seltsames Geräusch in der Luft. Von dem kleinen Grenzdorf Uhelná bei Hrádek nad Nisou aus kann man die Quelle dieser Unruhe deutlich sehen – den polnischen Tagebau Turów, in der Größe der Stadt Liberec. Er liegt kaum drei Kilometer Luftlinie über Felder und Wälder von Uhelná entfernt. Der Tagebau steht dort selten still. Sonntags zur Mittagszeit wird sein monotones Brummen durch das Läuten der Kirchglocken unterbrochen. Sie rufen die Gläubigen zur Messe im ehemaligen Kurort Opolno-Zdrój, welches heute direkt am Rande des Tagebaus liegt. Schon vor dem Krieg waren Uhelná und Václavice durch einen Wanderweg mit Opolno-Zdrój verbunden. Damals hießen die Dörfer noch Köhlige, Wetzwalde und Bad Oppelsdorf. Heute sind sie nicht mehr durch einen markierten Weg oder die gleiche Sprache verbunden, sondern durch die Sorge, wie sich der expandierende Tagebau auf ihr zukünftiges Leben auswirken wird.
Abgesehen vom Lärm, der erhöhten Staubigkeit und dem Lichtsmog sind die Gemeinden auf der tschechischen Seite der Grenze vor allem wegen des schwindenden Grundwassers beunruhigt. Der mehr als 300 Meter tiefe Tagebau saugt das Wasser in sich hinein und trocknet die Landschaft in der gesamten Region aus. Es verschwinden Bäche, Quellen, Feuchtgebiete und vor allem das Wasser in den Brunnen. Schon heute haben die Einwohner von Václavice Schwierigkeiten, sich zu duschen, geschweige denn ihre Landwirtschaft zu versorgen. Das sich in der Grube sammelnde Wasser behindert den Tagebau und wird auf komplizierter Weise in den Fluss Neiße gepumpt, und verlässt mit ihm das Gebiet.
Während die tschechische Seite vor allem über die Umweltauswirkungen des Tagebaus besorgt ist, ist Opolno-Zdrój in Polen viel stärker bedroht. Mit dem Fortschreiten des Tagebaus wird das Dorf in den kommenden Jahren von der Landkarte verschwinden. Die Kirchenglocken, die jeden Sonntag die ganze Umgebung für eine Weile den Lärm des Tagebaus vergessen lassen, werden für immer verstummen.
Seit 2019 dokumentiert der Fotograf Ibra Ibrahimovič das emotional angespannte Zusammenleben der einfachen Menschen mit dem Tagebau auf tschechischer und polnischer Seite. Zunächst für die juristische gemeinnützige Organisation Frank Bold Society, später für Greenpeace Tschechien und zuletzt für den Uhelná Nachbarschaftsverband. Das Ergebnis ist ein umfassender Dokumentarfilm über eine bitter durchlebte Nachbarschaft: der einfachen Menschen, der umgebenden Landschaft und des Braunkohletagebaus.
Der Tagebau Turów hat die gleiche Fläche wie die Kreisstadt Liberec. Liberec hat mehr als 100.000 Einwohner.
Der ehemalige Kurort Opolno-Zdrój wird bei der Option A “nur” teilweise abgerissen – die Linie der Tagebaugrenze wird durch den Park verlaufen. Option B bedeutet ein kompletter Abriss des Dorfes.